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Mit „China“ gelungener Start in 2023

Zum Thema „Wohin treibt die Konfrontation zwischen China und den USA“ fand am 9.1.2023 eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung im Rathaus Panketal statt. Vortragender war Dr. Wolfram Adolphi, ein profunder Ostasienkenner. Veranstalter war das „Kommunalpolitische Forum Brandenburg“ gemeinsam mit der Basisgruppe „Die Linke“ Panketal. Der Einladung folgten 65 Besucher.

Am Anfang wurde die Bedeutung der chinesischen Initiative „Neue Seidenstraße“ behandelt. Dabei wurde der geschichtliche Zusammenhang zur alten Seidenstraße, die über 2000 Jahre eine Handelsverbindung zwischen China und dem Mittelmeerraum war, hergestellt. Mit der „Neuen Seidenstraße“ verbindet China keine aggressiven Absichten, es geht ihm darum, gute Infrastrukturen für den Handel über Land und auf dem Seeweg zu schaffen. Das oberste Ziel der chinesischen Führung ist die fortwährende Anhebung des Lebensniveaus ihrer 1.400 Millionen Einwohner. Obwohl China nunmehr zur zweitstärksten Wirtschaftsmacht geworden ist, sind die Lebensbedingungen für die meisten Chinesen auf einem einfachen Wohlstandsniveau. Mit seinen Exportleistungen steht China zwar an der Spitze, doch umgerechnet auf die Leistung pro Einwohner, liegt es weit hinter den westlichen Industriestaaten; hier ist Deutschland führend. Ebenso ist der CO2-Austoß pro Kopf deutlich geringer als im „Westen“.

Systemischer Rivale ist China deshalb, weil sein Beispiel ansteckend sein könnte für die Länder der „Dritten Welt“, denen immer eingeredet wird, sie müssten dem Weg des „Westen“ folgen. Überhaupt sei unsere Medienberichterstattung nicht dahingehend angelegt, die Menschen zum Denken anzuregen; vielmehr geht es darum Nachrichtenkonsument zu sein, wie bei den Warenprodukten. Eine differenzierte Berichterstattung, die Verbindungen von Ursachen und Wirkungen im historischen Kontext darstellen, findet kaum noch statt. Unsere Freiheit wurde nicht am Hindukusch und wird auch nicht in der Ukraine verteidigt!

Angesicht der sehr kapitalistisch anmutenden chinesischen Wirtschaft, wird die Frage oft aufgeworfen, inwiefern sind die chinesischen Kommunisten noch Marxisten? Adolphi stellte rethorisch an die Zuhörer die Frage, was ist ein Marxist? Er verweist auf die „Thesen über Feuerbach“, in denen alle gesellschaftlichen Veränderungen in der Welt als menschengemacht dargestellt werden und weiter das Ziel dieser Veränderungen der Nutzen für die menschliche Gesellschaft sein muss. Da die Chinesen eine anspruchsvolle Zielstellung zum 100. Bestehen ihres Staats 2049 haben, nämlich dann für die Bevölkerung ein gehobenes Lebensniveau zu erreichen, verhalten sie sich im Sinne der Feuerbachthesen und sind deshalb Marxisten!

In der Diskussion wurde die „Taiwanfrage“ breit besprochen. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob die USA Taiwan als „Ukraine 2.0“ ansehen. Das Problem ist äußerst kompliziert und es bleibt zu hoffen, dass es friedlich gelöst wird.

Auf die Frage, wie die Produktionsmittel in China strukturiert sind, bat Adolphi den anwesenden Chinakenner Uwe Behrens darauf zu antworten. Die Landwirtschaftsflächen befinden sich zu 100% im Staatsbesitz. In der Industrie gehören 33% der Betriebe dem chinesischen Staat, vor allem die strukturbestimmenden Betriebe. Über seinen Anteil regelt er den Markt und legt so für ihn Leitplanken an.

L. Gierke und L. Grieben überreichten dem Referenten zum Dank ein Pack Bernauer Bier.
Dr. W. Adolphi bedankte sich seinerseits für das Interesse des Publikums.

Alles in Allem eine sehr interessante Veranstaltung, die leider nach 2.5 Stunden zu Ende ging. Eine Fortsetzung nach geraumer Zeit ist angedacht.
Reaktionen der anwesenden Gäste bestätigten diese Einschätzung.

Michael Wetterhahn