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„Ist China eine Weltmacht?“

Dr. Wolfram Adolphi (l.) und Vorsitzender des Ortsverbandes der Linken Panketal Lothar Gierke.

Dies war das Thema der öffentlichen Mitgliederversammlung unseres Ortsverbandes, zu dessen Beantwortung wir uns den Ostasien-Experten Dr. Wolfram Adolphi eingeladen hatten. Um es vorweg zu nehmen: Eine definitive Antwort auf die Frage mit „Ja“ oder „Nein“ war dem Gastredner an diesem Abend nicht zu entlocken. Vielmehr zeichnete er ein differenziertes Bild von einem Land im Umbruch, wobei er die Diskussion dessen Probleme als eine Erörterung von Weltproblemen bewertete. So sei ein globales Klimaschutzabkommen ohne aktive Mitwirkung Chinas nicht denkbar. Zum anderen bleibt die wirtschaftliche Entwicklung des Landes nicht ohne Auswirkungen auf die globalen Waren- und Finanzströme. Nicht zuletzt wird auch beim fortgesetzten Streben um Einflusssphären das Land mit 1,3 Mrd. Bewohnern nicht zu ignorieren sein. Insofern ist und bleibt China wirtschaftlich und politisch ein globaler Player.

Der Redner forderte dazu auf, den Blick auf das ostasiatische Land unvoreingenommen zu öffnen. In den letzten 40 Jahren hätten dort Umbrüche stattgefunden wie in Mitteleuropa im Laufe von 400 Jahren – eine durchgreifende Alphabetisierung, die Gleichstellung der Frauen, ein beispielloser Wohlstandszuwachs, um nur einige Stichpunkte zu nennen. Zugleich hätten sich soziale Gegensätze vertieft, die Kluft zwischen der Entwicklung in den ländlichen Gebieten und den Städten vergrößert. Mehr als 150 Mio. Wanderarbeiter vom Land, weitgehend ohne soziale Rechte, bevölkern die Städte und führen im Kontrast zu einer wohlhabenden Mittelschicht ein Leben am Existenzminimum.  Publik wurden Fälle von unsäglicher Ausbeutung auf der einen und von Korruption und Machtmissbrauch auf der anderen Seite, die mit unseren Vorstellungen von einem sozialistischen Land schwer in Einklang zu bringen sind.

Und doch stellte der Gast die offizielle Zielstellung der Führung des Landes vom „Aufbau des Sozialismus chinesischer Prägung“ nicht infrage. Die Marktwirtschaft werde als Zwischenschritt zur Entwicklung der Produktivkräfte und zur Steigerung des Wohlstandes betrachtet. Die KP Chinas mit ihren 90 Mio. Mitgliedern halte am Sozialismus als Ziel fest. Interessant erscheint die Tatsache, dass gegenwärtig die Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA) ins Chinesische übersetzt wird, wobei auch am politischen und ideologischen Erbe Mao Zedongs keine Abstriche vorgenommen werden. Wichtige Wirtschaftszweige wie Banken und die Schwerindustrie werden staatlich kontrolliert. Unverkennbar ist das Bestreben die öffentliche Meinung entsprechend der ideologischen Postulate zu lenken, was nicht selten den westlichen Vorstellungen von Meinungsfreiheit, Demokratie und Menschenrechten widerspricht. Doch wäre es aus Sicht des Gastes zu oberflächlich, westliche Maßstäbe einfach auf andere Kulturen, speziell der chinesischen, mit anderen Traditionen, einer anderen Geschichte und anderen gesellschaftlichen Beziehungen zu übertragen.

Insofern, so das Fazit des Redners, sollte eine Politik gegenüber China der Distanz und Kritik oder gar der Feindschaft ein Ende haben, zumal es keinen Grund gäbe an der Aussage der chinesischen Führung zu zweifeln, dass das Land friedliche Ziele, eine „große Harmonie“ zwischen den Völkern, verfolge. Dies widerspreche nicht dem Bestreben Chinas seinen Platz in der Welt „zu behaupten“. Es sei zu hoffen, dass die inneren Konflikte nicht überhand nehmen oder China gar zerfällt.

Als nach knapp 2 Stunden die Veranstaltung zu Ende ging, waren sich die Teilnehmer, darunter auch etliche Gäste, einig, dass sich ihr Kommen gelohnt hatte. Der Blick über den „Tellerrand“ regte zum weiteren Nachdenken an.
W.K.


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