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„Die große Freiheit ist es nicht geworden“

M. Krauß (2.v.r.) bei seiner Lesung im Rathaussaal
M. Krauß (2.v.r.) bei seiner Lesung

So der Titel des neuesten Buches von Matthias Krauß, den er einer Zeile aus einem Gedicht von Erich Kästner vom Beginn der 50er Jahre entlehnt hat. Krauß, 1960 in Hennigsdorf geboren und jetzt in Potsdam zu Hause, war am 13. Januar auf Einladung des „kommunalpolitischen Forums Land Brandenburg e.V.“ zu Gast in Panketal. Mit detaillierter Sachkenntnis und Sensibilität geht der Autor der Frage nach, warum dreißig Jahre nach dem Fall der Mauer und der, nach Lesart vieler Bundespolitiker, angeblich so erfolgreich verlaufenden Schaffung „blühender Landschaften“ im Osten Deutschlands das unzufriedene Grummeln in der Bevölkerung in jüngster Zeit eher größer als kleiner geworden ist.

Nach einer kurzen Einleitung durch Matthias Krauß und dem Lesen einiger Passagen aus seinem Buch, entwickelte sich eine lebhafte Diskussion über Gewinn und Verlust im gesellschaftlichen Leben der letzten dreißig Jahre. Allenthalben spüren viele Bürger in den neuen Bundesländern, hier sind viel zu viele Erwartungen offen geblieben. Die Ignorierung der Ostdeutschen bei der Besetzung von Spitzenpositionen, die Zumutungen der vom Neoliberalismus umgestülpten Gesellschaft und andere Prozesse führen zu einem tiefen Unbehagen darüber, wie mit den Neu-Bundesbürgern umgegangen wurde und wird. Matthias Krauß sieht die Defizite nicht zuletzt darin – und das ist der Kern seines Buches –, dass viele Dinge im alltäglichen Leben, die in der DDR selbstverständlich waren, mit dem übergestülpten politischen System und der kapitalistischen Marktwirtschaft weggebrochen sind. Sein gut lesbares Buch ist zugleich eine gründliche Aufarbeitung dessen, was es in der DDR an Errungenschaften gab, ohne dabei in Nostalgie zu verfallen. Interessant ist auch sein Gedankenspiel am Ende des Bandes: Was hätte es für Folgen gehabt, wenn die DDR bereits 1961untergegangen und die bundesrepublikanischen Verhältnisse des obrigkeitshörigen Staates der Adenauer-Zeit über die Ostdeutschen hereingebrochen wären.

Mithin ein kurzweiliger Abend, an dem die Zuhörer natürlich auch viele Anekdoten aus ihren persönlichen Erfahrungen zu erzählen hatten. Moderator Lutz Grieben bedankte sich beim Autor mit einer Box guten Bernauer Torwächter-Bieres und zahlreiche Besucher mit dem Kauf des Buches.

Lothar Gierke