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Der Tag der Befreiung am 8. Mai 1945

Gedanken zu einem der wichtigsten Tage unserer jüngeren Geschichte

Der 8. Mai gehört zu den bedeutsamsten Gedenktagen in unserem Land, geht es doch um eines der schrecklichsten Kapitel unserer Geschichte. Ich gehöre zu jenen, die davon überzeugt sind, aus dem Verlauf von historischen Ereignissen lassen sich Einsichten gewinnen, die für die Bewertung gegenwärtiger Prozesse und der Gestaltung unserer Zukunft nicht nur hilfreich, sondern geradezu unerlässlich sind. Dies umso mehr, wenn Herrschende aus politischem Kalkül heraus immer wieder versuchen, Vergangenes in manipulativer Weise zu missbrauchen mit dem Ziel, es kompatibel zu machen für ihre Weltsicht. So, wie wir es gegenwärtig erleben im Umgang mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine.

Aber weder diese gegenwärtige militärische Auseinandersetzung noch irgendein anderes politisches Geschehen in den letzten 77 Jahren ändern etwas an der Bedeutung dieses 8. Mai 1945 für uns, der für die Bürgerinnen und Bürger in der DDR schon immer ein Tag der Befreiung war. Spätestens seit dem Jahr 1985, als der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäckers vor dem Deutschen Bundestag die Wertung des 8. Mai 1945 als einen Tag der Befreiung übernahm, ist diese Sicht - zumindest in Teilen - auch Bestandteil des konservativen Bildes über die jüngste deutsche Geschichte in der Bundesrepublik geworden. 

Zu Ende gegangen ist im Mai 1945 die größte militärische Auseinandersetzung des 20. Jahrhunderts. Einen Krieg in dieser Größenordnung, sowohl was die menschlichen Opfer und das Leid der Betroffenen als auch die Zerstörung von materiellen Werten betrifft, war in der Geschichte der Menschheit bisher noch nicht dagewesen. Der 8. Mai 1945 markiert das Ende dieser Weltkatastrophe auf europäischem Boden. Sie hatte ihren Ausgangpunkt im faschistischen Deutschland, dem Land unserer Eltern und Großeltern, entsprungen den kranken Hirnen des Reichskanzlers Adolf Hitler und seiner verbrecherischen Clique. Mit ihren Gewaltfantasien von der auserwählten arischen Rasse, die dazu berufen ist, über andere Völker zu herrschen, haben sie diesen Weltenbrand ausgelöst. Ziel- und Höhepunkt dieses verbrecherischen Krieges war der Überfall auf die Sowjetunion, der am 22. Juni 1941 begann und der von Beginn an geplant und umgesetzt wurde als barbarischer Vernichtungs- und Eroberungsfeldzug. 27 Millionen Menschen der Sowjetunion haben dieses mörderische Treiben mit ihrem Leben bezahlt. Kein anderes Land hatte in diesem furchtbaren Überlebenskampf mehr Opfer zu beklagen.

Es war die Rote Armee, die es vermochte, die scheinbar unbesiegbare Wehrmacht zu bezwingen und die den opferreichen Weg von Stalingrad bis nach Berlin gegangen ist. Gerade heute muss man noch einmal besonders darauf verweisen, dass diese Rote Armee eine Vielvölkerarmee war, die in ihren Reihen nicht nur Russen, sondern Vertreter aus allen Völkerschaften und Nationalitäten der Sowjetunion vereinte. Die entscheidenden Schlachten zur Befreiung Europas wurden an der Ostfront geschlagen. Die Sowjetunion hatte die Hauptlast des Krieges getragen, bis hin zu dem verlustreichen wie sinnlosen Häuserkampf in der Hauptstadt des tausendjährigen Reiches. Dabei erhielt die Sowjetunion – das soll an dieser Stelle nicht vergessen werden – auch militärische

Unterstützung von den alliierten Verbündeten Großbritannien, USA und später auch Frankreich, bevor diese mit der Eröffnung der Westfront selbst in den Krieg eingriffen. Auch dies ist ein historischer Fakt von hohem Symbolwert.

Am Ende ging es nicht nur um die Befreiung Europas von den Besatzern, sondern auch um die Zerschlagung des faschistischen Herrschaftssystems und die Eroberung des gesamten deutschen Territoriums. Das deutsche Volk, von denen nicht wenige Vertreter der Generation unserer Väter und Großväter in nazistischer Verblendung bis fünf nach zwölf für Hitlers Ziele kämpften, waren mehrheitlich nicht willens und der zahlenmäßig geringe und zersplitterte Widerstand im eigenen Land nicht in der Lage, sich von der verbrecherischen Führung aus eigener Kraft zu befreien. Unabhängig davon, wie jeder in Deutschland subjektiv das Ende dieses Krieges empfand, es war objektiv auch für das deutsche Volk der Tag der Befreiung. Oder um es mit den Worten von Richard von Weizsäcker aus dem Jahre 1985 zu sagen: An diesem Tag wurden wir „alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ Diese Worte machen deutlich, dass wir in unserer Erinnerungskultur schon einmal wesentlich weiter waren, als es die gegenwärtige politische Debatte vermuten lässt. Dazu gehört auch der von Walter Steinmeier in seiner Funktion als Bundespräsident erstmals im vergangenen Jahr vollzogene Schritt - wenngleich auch längst überfällig - am Tag der Befreiung als höchster deutscher Repräsentant ein sowjetisches Ehrenmal aufzusuchen. In einer stillen Zeremonie gedachte er am 8. Mai 2021 am Ehrenmal in der Schönholzer Heide den gefallenen Soldaten der Roten Armee.

Mit dem Ende des Krieges eröffnete sich auch für das deutsche Volk inmitten der Ruinen und der seelischen Zerstörungen die Chance, einen demokratischen Neuaufbau zu beginnen. „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt“, so die Worte von Johannes R. Becher, mit denen die Nationalhymne der DDR begann. Wie unterschiedlich diese Möglichkeit des Neubeginnens in den beiden Teilen Deutschlands genutzt wurden, ist hinlänglich bekannt.

Es sind vor allem zwei Schlussfolgerungen, die wir mit dem 8. Mai 1945 verbinden.

Das ist zum einen die auf die innere Verfasstheit der Gesellschaft bezogene Grundposition des Antifaschismus. Nie wieder darf zugelassen werden, dass rechtsradikale und faschistische Kräfte das Heft des politischen Handelns übernehmen dürfen. Ohne einen konsequenten Antifaschismus ist eine gedeihliche Entwicklung der Gesellschaft nicht möglich. „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“, sagte Bertolt Brecht in seinem Stück „Arturo Ui“. Dieser Satz aus den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat leider nichts eingebüßt von seiner Gültigkeit. Es ist für mich unerträglich, wenn, wie vor einigen Tagen geschehen, die Politologin Florence Gaub, immerhin Vizedirektorin des in Paris ansässigen EU-Instituts für Sicherheitsstudien, im deutschen Fernsehen nahezu unwidersprochen verbreiten kann, die Russen sehen zwar europäisch aus, seien aber keine Europäer im kulturellen Sinne. Was sie in dieser Talkrunde des ZDF sagte, ist offenes völkisches und rassistisches Denken, wie es die Nazis pflegten.

Die zweite zentrale Schlussfolgerung hat zu tun mit der internationalen Verantwortung der Länder zur Gewährleistung einer Welt ohne Kriege. Unmittelbar nach dem Ende aller Kriegshandlungen ging man 1945 an die Gründung der Vereinten Nationen heran, die als Völkergemeinschaft dafür sorgen sollte, dass nie wieder Kriege zugelassen werden.

Wir kennen den Verlauf der Weltgeschichte und wissen, so wichtig die UNO auch ist, um tatsächlich dauerhaft Frieden zu sichern, ist sie viel zu schwach. Und nicht erst mit Blick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine stellen wir fest, wir sind von solch einer Welt des friedlichen Zusammenlebens der Völker weit entfernt. Es gibt nach wie vor kein Jahr ohne kriegerische Konflikte. Die Ursachen dafür sind außerordentlich komplex. Nicht desto weniger ist es eine Aufgabe, der sich die Weltgemeinschaft weiter stellen muss.

Was wir seit zwei Monaten von den Politikern an Aktivitäten zur Beendigung des Ukraine-Krieges sehen, sind Forderungen und Entscheidungen zur Lieferung von Waffen. Nicht eine Initiative gab es, die eine Deeskalation der Kriegshandlungen oder einen Waffenstillstand zum Ziel hat. Waffenlieferungen sind ein Politikersatz, sagt Jan van Aken von der Linkspartei. Die Europäische Union ist seit 2012 Trägerin des Friedensnobelpreises. Ist diese Auszeichnung, die die EU für „Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten in Europa“ erhalten hat, nicht eine Verpflichtung für mehr, als nur das Anbieten militärischer Lösungsoptionen? Leider sind im 21. Jahrhundert noch immer Kriegshandlungen ein weltweit praktiziertes Mittel der Wahl zur Durchsetzung politischer Interessen. Nach dem Ende des Kalten Krieges steht die Menschheit heute wieder oder mit größerer Deutlichkeit an einem Scheideweg. Gehen wir den Weg weiter, die Welt imperial in Einflusszonen und Machtbereiche einzuteilen und tolerieren wir den Einsatz militärischer Mittel, oder gelingt es, in Anlehnung an die Gründungsintentionen der UNO und der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit endlich ein System der globalen Sicherheit und des friedlichen Zusammenlebens der Völker und Staaten zu schaffen. Das ist die zentrale weltpolitische Frage des 21. Jahrhunderts. Hier wäre eine massive diplomatische Offensive erforderlich, die bisher jedoch nicht einmal ansatzweise entwickelt ist. Der Krieg in der Ukraine ist nicht zuletzt deshalb ausgebrochen, weil eine solche Sicherheitsarchitektur nicht existiert und alle Pflanzen, die noch aus dem KSZE-Prozess übriggeblieben sind, längst mangels Pflege verdorrt sind.

Was erleben wir stattdessen? Allerorten in zahlreichen Regionen der Welt Aktivitäten zur Verstärkung von Drohkulissen und eine extreme Freund-Feind-Polarisierung. Der Zeitgeist hat sich sehr stark in Richtung eines machtpolitischen Denkens verschoben. Militärische Aktionen nehmen eher zu, Sicherheitsstrategen und Generäle denken laut über die Entwicklung und den Einsatz neuer taktischer Atomwaffen nach und in einer Welt mit noch nie dagewesener Verflechtung ökonomischer Beziehungen wird suggeriert, man könne das größte Land der Erde, Russland, mit seinen enormen Energiereserven und Bodenschätzen, politisch und wirtschaftlich isolieren. Parallel dazu wird die gesamte Ost- und Russlandpolitik der Bundesrepublik seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts als Irrtum der Geschichte diffamiert. Jeder, der sich in der Vergangenheit für deutsch-russische Projekte eingesetzt hat, wird als Putinversteher und Kollaborateur des aktuellen Russlandkrieges verunglimpft. Dazu sollen die Denkmale und Ehrenmale der Sowjetarmee beseitigt werden, um jegliche Erinnerungen an nicht genehme Ereignisse der Geschichte zu tilgen.

Es ist eine unfassbare Tragik, dass der Krieg in der Ukraine nicht nur sinnlose Menschenleben fordert und Verwüstungen bringt, sondern auch dazu führt, dass die Schaffung eines weltweitern Systems der Sicherheit in noch weiterer Ferne gerückt ist.

Gedenken wir den Opfern dieses II. Weltkrieges. Lassen wir nicht nach im Ringen um eine Welt, die Kriege aus dem Leben der Völker und Staaten verbannt.
L. Gierke


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