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Genug von der Warterei auf die Bahn

Panketal (MOZ) Nach einem Notplan fahren die Züge der S-Bahn-Linie 2 zwischen Bernau und Berlin-Buch gewissermaßen seit Jahrzehnten. Da dieser Abschnitt lediglich eingleisig ist, verkehren die Züge nur im 20-Minuten-Takt. Das muss anders werden, fordert eine Panketaler Initiative.

Sechs Menschen stehen gestern am späten Nachmittag auf dem Bahnsteig des Zepernicker S-Bahnhofs. Sie haben Unterschriftenlisten in der Hand. Der Bahnsteig ist fast leer. Gegen 16.30 Uhr kommt wieder eine S-Bahn aus Berlin an. Dutzende von Fahrgästen steigen aus. Viele von ihnen sind Pendler, die gerade von ihrer Arbeit aus Berlin kommen und jetzt eigentlich nur noch nach Hause wollen. Und dennoch: eine kurze Information genügt, das Stichwort Zehn-Minuten-Takt fällt und viele bleiben stehen, kommen ins Gespräch, unterschreiben. Manche stellen sich dafür an.

"Wir wollen jetzt endlich eine Verkürzung des 20-Minuten-Takts erreichen", sagt die Panketaler Gemeindevertreterin Christel Zillmann. Zusammen mit Jürgen Schneider und weiteren Panketalern ist eine Initiative entstanden, die das Thema wieder auf die Tagesordnung setzen will.

Die Verkürzung der Taktzeiten ist keine unbekannte Forderung. Der Barnimer Nahverkehrsplan für den Zeitraum von 2011 bis 2016 hat bereits den Zehn-Minuten-Takt als Ziel festgeschrieben, wenngleich bei der Verabschiedung des Plans im Jahr 2010 in dem Papier darauf hingewiesen wird, dass dieses Ziel in naher Zukunft wohl kaum erreicht werden könne.

Um den neuen Takt zu erreichen, sind nicht nur Fahrplanänderungen erforderlich. Nach dem Zweiten Weltkrieg war ein Gleis der ursprünglich ebenfalls zweigleisige Strecke zwischen Bernau und Buch als Reparationsleistung abgebaut worden.
Doch die Zeit drängt, sagen die Unterschriftensammler auf dem Zepernicker Bahnsteig. Die Züge der S-Bahnlinie 2 werden auf dem Abschnitt zwischen Berlin-Buch und Bernau immer voller, haben sie festgestellt. Immer mehr Berufstätige, Senioren, Schüler, Menschen mit Behinderungen und Patienten seien auf das öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, so Christel Zillmann.

Besonders in Spitzenzeiten seien die überfüllten Züge "ein ständiges Ärgernis und eine Zumutung für die Fahrgäste". Aus diesem Grund versteifen sich die Initiatoren auch nicht auf die Realisierung eines durchgängigen Zehn-Minuten-Taktes. Würde er zu den Hauptverkehrszeiten eingeführt, wäre ihrer Ansicht nach schon viel gewonnen. Das Anliegen wird auch über Kreisgrenzen hinweg vertreten. So tritt auch die regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim für die Verkürzung des Zeittaktes ein.

20 Minuten auf die nächste S-Bahn zu warten, wird auch deshalb als "von vorgestern" angesehen, weil die eigentlichen Fahrzeiten vergleichsweise kurz sind. Von Bernau bis zum S-Bahnhof Friedrichstraße im Herzen Berlins benötigt man fahrplanmäßig lediglich 34 Minuten. Dafür 20 Minuten warten zu müssen - sollte man den Zug verpasst haben oder liegen die Feierabendzeiten ungünstig - ist für viele Fahrgäste nicht mehr akzeptabel.

Um die Taktzeit zu ändern, sei die Bahn zunächst allerdings der falsche Ansprechpartner, sagt Bahnsprecher Gisbert Gahler. Zunächst sei der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg gefragt, der die neue Leistung bestellen müsse. Sodann müsse auch der tatsächliche Bedarf festgestellt werden und die Finanzierung müsse gesichert sein. Wenn die Leistung ausgeschrieben werde, wolle sich auch die Bahn darum gern bewerben.

Die Unterschriftensammlung wird fortgesetzt. Listen liegen beim Empfang im Rathaus am S-Bahnhof Zepernick aus. Geschäfte und verschiedene öffentliche Einrichtungen kommen noch hinzu. Außerdem ist die Initiative für den Zehn-Minuten-Takt auch auf diversen Veranstaltungen vertreten.

MOZ 25.01.2012 Olav Schröder

(http://www.moz.de/heimat/lokalredaktionen/bernau/artikel3/dg/0/1/1006443/ )