Mahnung und Gedenken an die Zepernicker Opfer des Holocaust
Der Künstler Gunter Demnig war am 10. Oktober 2022 persönlich zugegen und hat eigenhändig sieben Stolpersteine in Panketal verlegt. Mit seiner 1992 entwickelten und umgesetzten Idee hat er ein sehr wirkmächtiges Konzept des Gedenkens geschaffen. Davon zeugen die über 112.000 Gedenksteine, die inzwischen deutschlandweit und in einigen Ländern Europas verlegt worden sind. Initiiert wurde die Verlegung der Panketaler Stolpersteine 2022 durch den Geschichtsverein der Gemeinde, der auch die dafür erforderlichen Mittel über den Bürgerhaushalt beantragt hat. Damit wird an jeden jüdischen Mitbürger hier im Ort, der - nach dem jetzigen Stand des Wissens - während der Nazi-Diktatur umgebracht wurde, mit einem solchen Gedenkstein erinnert.
Anlässlich der Pogrome gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger am 9. November 1938 hat der Ortsverband der Panketaler Linken am 9.11. zu einer besonderen Form des Gedenkens aufgerufen. Beginnend in der Hufelandstraße 10/11, wo an vier Mitglieder der Familie Seelig erinnert wird, wurden nacheinander alle neun in Zepernick vorhandenen Stolpersteine aufgesucht. Unter den Anwesenden auch der Panketaler Bürgermeister Maximilian Wonke.
Zum Auftakt gab es durch Lothar Gierke eine kurze Ansprache, in der er einen Bogen schlug von den unsäglichen Verbrechen der Nazis bis in die heutige Zeit. An die damaligen Ereignisse zu erinnern, muss angesichts der rechtsradikalen Umtriebe in unserer Gesellschaft einschließen, Hass, Ausgrenzung und antisemitischen Parolen ein lautes „nie wieder“ und ein aktives Agieren der Zivilgesellschaft entgegenzusetzen. Wobei der Antisemitismusbegriff keineswegs, wie kürzlich in einer Resolution im Deutschen Bundestag verabschiedet, die Kritik an die Politik der israelischen Regierung einschließen darf. Menschenwürde und ein Recht auf gleichberechtigtes Leben des palästinensischen Volkes muss genauso eingefordert werden wie das für alle anderen Menschen in dieser Welt.
Nach den Worten des Gedenkens und Mahnens wurden die Messingplatten der Stolpersteine gereinigt und Blumen abgelegt. Das geschah dann auch an den Gedenksteinen in der Heinestraße 58, der Poststraße 8, der Goslarer Straße 8 und der Straußstraße 53. Ines Pukall hat zu jeder der auf den Stolpersteinen genannten Person einige biografische Informationen vorgetragen, wodurch noch einmal vor Augen geführt wurde, dass es sich bei den damaligen Opfern um Mitbürgerinnen und Mitbürger des Ortes handelte, die bis zu der beginnenden Stigmatisierung und Auslöschung fest im Alltag integriert waren.
Lothar Gierke